Universitäre Angebote
Implementation in die Studiengänge
„Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen“ – (BayEUG 2024, Art. 2, Satz 2).
Die curriculare Verankerung von Inklusion in der Lehrkräftebildung ist ein Ergebnis der Entwicklung und wissenschaftlichen Begleitung von Konzepten zur Vorbereitung von Lehramtsstudierenden aller Schularten auf den Umgang mit Vielfalt im Unterricht. Sie wurde im Rahmen der bundesweiten „Qualitätsoffensive Inklusion“ gefördert, die auf das gemeinsame Postulat der Kultusministerkonferenz und der Hochschulrektorenkonferenz zur „Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt“ (KMK, 2015) zurückgeht.
Köpfer und Rosen (2025) heben auf Grundlage ihrer Analyse nationaler und internationaler Forschungsbefunde zur inklusionsorientierten Lehrer:innenbildung hervor, dass Inklusion als interdisziplinäre Querschnittsaufgabe in der Lehrkräftebildung verankert werden muss. Besonders Studierende, die bislang nur vereinzelt gelungene Inklusion erlebt haben, profitieren davon, wenn grundlegende erziehungswissenschaftliche Inhalte gezielt in fachdidaktische Konzepte überführt und vertieft werden. In Schulen der Sekundarstufe I und II ist dieser Bedarf aufgrund spezifischer Unterrichtsstrukturen besonders ausgeprägt
Derzeit finden wir laut dem Policy Brief des “Monitor Lehrerbildung”, einem gemeinsamen Projekt von Bertelsmann Stiftung, Centrum für Hochschulentwicklung, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband vom September 2022, folgendes Angebot:
56 von 61 Hochschulen, die hierzu Angaben machten, haben in den letzten Jahren Inklusion als Querschnittsthema verankert – allerdings häufig nur innerhalb der Bildungswissenschaften (55 Hochschulen), gefolgt von den Fachdidaktiken (47 Hochschulen).
In den Fachwissenschaften wurde Inklusion als Thema oder die Vorbereitung auf eine multiprofessionelle Kooperationskultur dagegen weit seltener curricular verankert (17 Hochschulen).
Ziel einer inklusionsorientierten Lehrerbildung an der TUM School of Education ist die Verankerung inklusiver Pädagogik in den Lehrämtern der gymnasialen und beruflichen Bildung. Es werden neue Lehrveranstaltungen entwickelt und bereits bestehende Seminare konzeptionell ergänzt. Dies geschieht sowohl durch eine Analyse und Implementation inklusionsspezifischer Anliegen in laufenden fachdidaktischen und sozialwissenschaftlichen Veranstaltungen (immanent), als auch durch gezielte punktuelle Einheiten im Rahmen von Grundlagenmodulen der Lehramtsstudiengänge.
Literatur:
- Bayerische Staatskanzlei (2024): Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen. BayEUG.
- Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. (Hg.) (2022): Monitor Lehrerbildung. Policy Brief September 2022. Inklusiv lehren lernen – Alle angehenden Lehrkräfte müssen auf Inklusion vorbereitet werden
- Köpfer, A., & Rosen, L. (2025). Inklusion als Querschnittsthema der Lehrer:innenbildung — (Inter-)nationale Einblicke und Perspektiven. In A. Köpfer, L. Rosen, P. Bastian, J. Friedrich, E. E. Gericke, B. Hopmann, & S.-M. Köhler (Eds.), Crossing Boundaries: Methodische und methodologische Reflexionen zur Praxis der Inklusionsforschung (1st ed., pp. 191–206). Verlag Barbara Budrich. doi.org/10.2307/jj.24440866.15
- Kultusministerkonferenz; Hochschulrektorenkonferenz (2015): Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt. Gemeinsame Empfehlungen von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.03.2015/ Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz vom 18.03.2015. Hg. v. Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz.

Der Schulversuch Inklusive Berufliche Bildung (IBB) der Stiftung Bildungspakt Bayern 2016 zeigt, dass Lehrkräfte für didaktisch-methodische, aber auch spezifisch pädagogische Förderung im Hinblick auf einen gelingenden Umgang mit Heterogenität bei Schüler: innen mit Unterstützungsbedarf im Lernen und im Sozialverhalten zu qualifizieren sind (Stein, Kranert, Wagner 2016).
Das Modul “In beruflichen Schulen Potenziale fördern”, eine Weiterentwicklung der Lehrveranstaltung „Basiswissen Inklusion“ gemäß der Empfehlung der Kultusministerkonferenz
zur individuellen Förderung in den beruflichen Schulen (KMK.2020) ist verpflichtend für alle Studienanfänger des Lehramts Berufliche Bildung. Damit startet inklusionsorientierte Lehrerbildung an der TU München bereits in der Bachelorphase. Alle angehenden beruflichen Lehrkräfte erwerben wesentliche Kompetenzen, um ein "inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen" (UN-BRK 2006, Art. 24) zu realisieren.
Inhaltlich setzen sich die Studierenden mit grundsätzlichen Fragen praxisrelevanter Aspekte im Hinblick auf Inklusion auseinander. Zentrale Themen sind Haltungen, Einstellungen und Interdisziplinarität, die eine wesentliche Rolle spielen für eine gelingende Inklusion (Lütje-Klose, Wild, Grüter, Gorges, Neumann, Papenberg, Goldan. 2024). Darüber hinaus erwerben sie Kenntnisse über die Heterogenität von Schülerinnen und Schülern und deren mögliche Hintergründe und benennen Herausforderungen und Chancen von Diversität im Unterricht. Inklusionskonzepte verschiedener Schulen und Schularten werden beleuchtet, um in einem weiteren Schritt das erworbene Wissen in den unterschiedlichen Praktika (TUMpaedagogicum) anzuwenden und zu vertiefen. Dieser Theorie-Praxis-Bezug unterliegt einer steten Begleitung durch die abgeordnete Lehrkraft für Sonderpädagogik in den jeweiligen Seminaren.
Literatur:
- Stein, R., Kranert, H.-W. & Wagner, S.: Inklusion an beruflichen Schulen. Ergebnisse eines Modellversuchs in Bayern. wbv Verlag. Bielefeld 2016
- Lütje-Klose, B., Wild, E., Grüter, S., Gorges, J., Neumann, P., Papenberg, A., Goldan, J. (2024). Kooperation
in inklusiven Schulen: Ein Praxishandbuch zur Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und mit Eltern. (Pädagogik). Bielefeld: transcript Verlag. doi.org/10.14361/9783839460689 - Vereinte Nationen (VN-BRK) (2008): Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie zu dem Fakultativprotokoll vom 13. Dezember 2006 zum Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008 Teil II Nr. 35. Online verfügbar unter www.bundesgesetzblatt.de.
Inklusion als Aufgabe des Gymnasiums und deren Umsetzung ist noch nicht hinreichend erforscht. Dennoch besteht die Notwendigkeit, auch Studierende der Naturwissenschaftlichen Bildung für inklusionsorientierten Unterricht zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Diversität an den Schulen bedeutet für die angehenden Lehrkräfte, professionelle Kompetenzen im Themenfeld der Heterogenität erworben zu haben. Das schließt ebenso den Umgang mit Fragen der Hochbegabtenförderung mit ein (KMK. 2015)
Im Seminar „Einführung in die Gymnasialpädagogik“, sowie „Schulentwicklung und Beratung“ finden Lehrveranstaltungen statt, die gezielt auf das Thema Inklusion eingehen. Dabei erwerben die Studierenden einen Einblick in inklusionsorientierten Unterricht vor dem Hintergrund der gesetzlichen Grundlagen. Die Relevanz des Themas wird anhand von Beispielen aus der Praxis beleuchtet. Ergänzend dazu fokussieren die Studierenden den Blick auf sonderpädagogischen Förderbedarf an den jeweiligen Schulen im Praktikum.
Literatur:
- Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) (Hg.): Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 11.06.2015); https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/350-KMK-TOP-011-Fu-Leistungsstarke_-_neu.pdf