StartYOUtopia

Impact für Unternehmen - Future Skills für Azubis

Wie können Auszubildende befähigt werden als Impact Intrapreneure unternehmensinterne Herausforderungen verantwortungsvoll zu lösen?
Die Projektidee von StartYOUtopia – die evidenzbasierte Entwicklung eines Lernerlebnisses zum Impact Azubi - wurde bei der Impact Challenge des BMBFTR (Gesellschaft der Innovationen – Impact Challenge an Hochschulen. Plattform für Soziale Innovationen & Gemeinwohlorientierte Unternehmen) als eines von 44 Projekten für die Weiterentwicklung und als eines von 18 Projekten für die Umsetzungsphase ausgewählt. Seit dem 1. November 2024 erforscht das Projektteam der Professur für Wirtschaftspädagogik, wie Auszubildende durch Challenge-based Learning befähigt werden können, als Impact Intrapreneure verantwortungsvolle Innovationen zu entwickeln und ihre Ausbildungsunternehmen nachhaltiger und resilienter zu gestalten. Dabei entwickeln die Auszubildenden zukunftsrelevante fachliche und überfachliche Kompetenzen.
StartYOUtopia adressiert dabei ein wichtiges Desiderat aus Forschung und Praxis. Auszubildende haben durch ihren praxisnahen Blickwinkel ein großes Potential einen relevanten Beitrag zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung oder soziale Ungleichheiten zu leisten, es bestehen aber wenige Bildungsformate zum Impact Intrapreneurship speziell für diese relevante Zielgruppe. StartYOUtopia schafft einen solchen Lernraum auf Basis des Konzepts des Challenge-based Learnings, indem Auszubildende in Teams an echten betrieblichen Fragestellungen arbeiten. Dabei bleibt der Impact der Lösungen stets im Fokus und Innovationen werden kritisch hinterfragt. Durch diese authentischen Problemstellungen wird der Erwerb von Future Skills und Selbstwirksamkeitserwartungen in eine realitätsnahe Umgebung eingebettet. Als innovatives Pilotprojekt kann StartYOUtopia in diesem Kontext auch erforschen, wie der Ansatz des Challenge-based Learning für die Impact Intrapreneurship Education für die Zielgruppe der Auszubildenden angepasst werden muss. Dies wird in einem Design-based Research Ansatz umgesetzt, der Befragungen, Fokusgruppen, iteratives Prototyping & Workshop-Formate miteinander verknüpft, um ein tiefes Verständnis der Wirkung des Lernformats zu gewinnen. Im Folgenden werden die Bedarfsanalyse, die Entwicklung und Durchführung des Prototyps und die Evaluation des Projektes in der ersten Förderphase von November 2024 bis Dezember 2025 weiter ausgeführt.
Die Bedarfsanalyse von StartYOUtopia war eng verbunden mit dem Netzwerkaufbau und umfasst Meetups mit Expertinnen, Fokusgruppen mit Auszubildenden und Befragungen von Personal- und Ausbildungsverantwortlichen in Unternehmen. Im Folgenden wird ein zusammenfassender Überblick über die Bedarfsanalyse gegeben. Bei Interesse an detaillierteren Ergebnissen, kontaktieren Sie bitte das Projektteam.
Meetups “Get-Started” und “Follow-Up”:
Zu Beginn des Projekts wurde aktiven Netzwerks an Partnern aus Wirtschaft, beruflicher und universitärer Bildung und Zivilgesellschaft aufgebaut. Bei den Get-Started Meetups am Beginn der Förderphase und den Follow-Up Meetups gegen Ende der Förderphase in München und Hamburg kamen Ausbildungsbetriebe, Auszubildende, Vertretende der Handelskammer sowie Akteur:innen aus dem Impact-Bereich zusammen. Die Veranstaltungen boten Raum, erste Herausforderungen zu identifizieren, Erwartungen abzugleichen und gemeinsam Visionen für das Erlernen von Future Skills, insbesondere Impact Intrapreneurship, in der Berufsausbildung zu entwickeln. Die Get-Started Meetups adressierten Frage nach einem Kompetenzmodell für Impact Azubis, die Rahmenbedingungen des Lehr-Lernformates sowie die konkrete Umsetzung von Challenge-based Learning für die Zielgruppe der Auszubildenden. Mittels der Persona-Methode wurde ermittelt, dass Impact Azubis unter anderem die Fähigkeit haben sollten, komplexe unternehmerische Herausforderungen zu identifizieren, kollaborativ an verantwortungsvollen Innovationen zu arbeiten, durch Kommunikationen verschiedene Hierarchieebenen zu motivieren und zu überzeugen und verschiedene Zukunftskompetenzen (z.B. kritisches Denken und Systemdenken) aktiv in ihren Ausbildungsalltag einzubringen. In Bezug auf das Lernerlebnis wurden neben organisatorischen Rahmenbedingungen (z.B. ab Ende ersten Lehrjahrs, kurze Formate, Unterstützung durch die Ausbildungsbetriebe) auch der “CBL-Flavor” für die Zielgruppe der Auszubildenden auf Basis des CBL-Compass (Methods | tueinnovationspacetoolkit) bestimmt. Besonders hervorgehoben wurde die Wichtigkeit von authentischen und realen Herausforderungen, die Integration von Stakeholdern in den kollaborativen und interdisziplinären Lernprozess, sowie eine Begleitung durch Coaching. Weniger relevant wurden die Einbindung globaler Themen und der Einbezug von Lerntechnologien eingeschätzt. Bei den zwei Follow-Up Meetups wurden die konkrete Umsetzung, die Befragung der Ausbildungsunternehmen sowie die Evaluation des Prototypings diskutiert. Die Ergebnisse sind unten dargestellt. Insgesamt wurden alle StartYOUtopia Meetups als inspirierende Veranstaltungen mit einem guten Austausch zwischen Forschenden, Praktikern und Lernenden beschrieben.
Befragung der Ausbildungsunternehmen:
Die Frage nach dem Potential von Auszubildenden als Impact Intrapreneure sowie nach Mehrwerten und Rahmenbedingungen eines Challenge-based Learning-orientieren Lernerlebnisses zum Impact Azubi für verantwortungsvolle Innovationsentwicklung wurde in der Bedarfsanalyse u.a. in Form einer Online-Umfrage an Ausbildungsunternehmen und ihren Ausbildenden, HR-lern, Nachhaltigkeitsbeauftragten aber auch anderen Management- oder Mitarbeiterebenen gestellt. Teilgenommen haben 78 Ausbildungsunternehmen. Das Potential von Auszubildenden aus Impact Intrapreneure durch die Fähigkeit unternehmensinterne Herausforderungen zu erkennen, zu analysieren und verantwortungsvolle Lösungen zu entwickeln hat überwiegend eine hohe Zustimmung erhalten, aber eine moderate Diskrepanz zwischen den Fragen, ob Auszubildende zur Innovationskraft des Unternehmens beitragen “können” und “wollen”, weist auf die Relevanz motivationaler Aspekte hin. Aktuell erfolgt die Ausbildung hinsichtlich Innovationsentwicklung und Intrapreneurship von Auszubildenden eher informell und unstrukturiert, auch wenn dies von den Ausbildungsunternehmen grundsätzlich erwünscht ist. Dieser Befund unterstreicht nochmal den Bedarf noch ergänzenden Formaten wie dem StartYOUtopia Lernerlebnis. Insgesamt zeigt sich eine hohe Bereitschaft der Betriebe Auszubildende für das StartYOUtopia Lernerlebnis anzumelden, da die Praxisnähe, der Fokus auf Future Skills und die Förderung von eigenen Ideen der Azubis geschätzt werden. Gegen eine Teilnahme sprechen vor allem die eng getakteten Ausbildungspläne, eine mögliche Überforderung der Azubis oder fehlende monetäre Ressourcen. Mehrwerte werden vor allem in der passgenauen Bearbeitung von unternehmensinternen Herausforderungen sowie der Fachkräftebindung, dem Potential für Inhouse-Innovationen und dem Praxistransfer gesehen.
Fokusgruppen und Interviews mit Auszubildenden
Zu Beginn der Förderphase wurden Auszubildende in Zusammenarbeit mit dem Münchener Auszubildendenwerk München e.V. in Fokusgruppen zum Thema Einbringung eigener Ideen und Wissensvermittlung zu Themen wie Nachhaltigkeit und Intrapreneurship während ihrer Ausbildung befragt. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Aufgeschlossenheit der Auszubildenden sich als Intrapreneure in ihren Betrieben für Nachhaltigkeit zu engagieren, beleuchten allerdings auch einige strukturelle Hürden der Berufsausbildung. Eine Zusammenarbeit mit Studierenden aus dem Modul „Sustainable Venturing“ der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg gab Aufschluss über Erwartungen der Auszubildenden hinsichtlich der Rahmenbedingungen eines Lernerlebnisses zum Impact Azubi. In dieser Befragung wurde vor allem die Möglichkeit einer Summer School evaluiert
Zusammenfassend zeigen die Befunde der Bedarfsanalyse, dass Azubis ein hohes Potential als Impact Intrapreneure zugeschrieben wird, allerdings einige strukturelle Hürden (z.B. eng getaktete Ausbildungsrahmenpläne) beachtet werden müssen. Die Ergebnisse der Bedarfsanalyse wurden im Prototyping aufgegriffen.
Auf Basis der Bedarfsanalyse wurden die ersten Lernerlebnisse konzipiert. Die ersten Impact-Azubi-Workshops wurden im Sommer 2025 in Kooperation mit der IHK Oldenburg und der IHK München durchgeführt. In diesen Workshops arbeiten Auszubildende angeleitet durch das StartYOUtopia Team mit konkreten betrieblichen Herausforderungen, Ziel ist es, ihnen eine Lernumgebung zu bieten, in der sie experimentieren, Verantwortung übernehmen und lösungsorientiertes Handeln lernen können.
Das Workshop-Design basiert auf den drei Phasen von Challenge-based Learning nach Nichols et al. (2010): Engage, Investigate, Act. In der Investigate Phase bekommen die Auszubildenden eine spielerischen Einführung in die zentralen Themen Nachhaltigkeit und Intrapreneurship (z.B. SDG Pick & Chose Game, Storytelling zu “Wie ist die Playstation oder das PostIt entstanden?”). Anschließend leiten die Gruppen ihre eigene unternehmensbezogene Challenge mit Bezug zu den Sustainable Development Goals ab. In der Investigate Phase wird die Challenge analysiert und hinterfragt (z.B. Szenario Techniken, Stakeholder Mapping, Disney Methode). In der Act Phase wird eine Lösungsidee entwickelt, ihre Umsetzung geplant (z.B. Umgang mit Hürden, Ziele setzen) und die Lösung abschließend präsentiert.
Das begleitende Impact Azubi Workbook orientiert sich ebenfalls an diesen Phasen und umfasst verschiedene Einzel- und Teamübungen, die während des Workshops durchgeführt werden und soll den Transfer der Ergebnisse sichern. Zur Förderung kreativer Prozesse ist die Wahl bewusst auf eine analoge Variante gefallen, eine digitale Variante steht aber zur Verfügung.
Hinweis: Die Materialen zum Impact Azubi Lernerlebnis erhalten Sie kostenlos auf Anfrage beim Projekt-Team.
Die teilnehmenden Auszubildenden erhalten ein Zertifikat zum Impact Azubi.
Die Prototypen der Impact Azubi Lernerlebnisse wurden im Hinblick auf die Zufriedenheit, Veränderungen in der Intrapreneurship-bezogenen Wirksamkeitserwartungen und dem langfristigen Impact des Programms in einem längsschnittlichen Design mit drei Messzeitpunkten evaluiert. Die Rückmeldungen der Auszubildenden zeigen eine hohe Zufriedenheit mit dem Konzept, der Auswahl der Übungen und den zu Verfügung gestellten Materialien. Besonders geschätzt wurde die konsequente Ausrichtung auf aktive Mitgestaltung, die es den Teilnehmenden ermöglichte, Ideen und Perspektiven jederzeit in kleinen Gruppen und einem geschützten Raum einzubringen, was selbstgesteuertes, erfahrungsbasiertes Lernen intensivierte. Das Challenge-based Learning überzeugte durch seine hohe Praxisnähe und Interaktivität, wobei spielerische Elemente und eine Balance aus Führung und Eigeninitiative zu nachhaltiger Motivation führten – exemplarisch äußerten die Azubis: „Die Spiele zwischendurch haben richtig Spaß gemacht“, „Man wurde durch das Programm geführt, hat sich aber trotzdem alles selbst erarbeitet“ sowie „Wir haben jetzt Mut, etwas zu machen“.
Zudem zeigt die Evaluation einen signifikanten Zuwachs im selbstberichteten Wissen zu Intrapreneurship und Nachhaltigkeit sowie signifikante Zuwächse in den Selbstwirksamkeitserwartungen eine unternehmensinterne Herausforderung zu erkennen und eine Lösung zu entwickeln. Die Auswertung der Follow-up Befragung einige Wochen nach der Teilnahme mit Fokus auf die Umsetzung der Lösungen steht noch aus.
Zusammenfassend sprechen diese ersten Befunde für eine hohe Zufriedenheit durch die Zielgruppe der Auszubildenden und eine Förderung relevanter Zukunftskompetenzen durch den Ansatz des Challeng-based Learning. Auf Basis der Teilnehmerrückmeldungen wurden das Workshopkonzept sowie die Materialien erneut angepasst und ein stetiger Verbesserungsprozess initiiert.

Die Ergebnisse des Projekts werden im Rahmen einer Dissertation weiter ausgearbeitet und veröffentlicht. Des Weiteren wurden erste Teilergebnisse auf internationalen Konferenzen vorgestellt und diskutiert.
CBL-Conference in Eindhoven und Young Researcher Conference der EARLI
Im März durften wir das Konzept für das Lernerlebnis zum Impact-Azubi im Rahmen der CBL Conference an der Eindhoven University of Technology vorstellen. In unserem Workshop „Empowering Vocational Learners by using Challenge-based Learning“ haben wir gemeinsam mit internationalen Expertinnen unser Konzept geschärft und wertvolles Feedback erhalten. Besonders bestärkend war die Überzeugung, dass echte Herausforderungen und Co-Kreation als zentrale Hebel für eine lernendenzentrierte Berufsausbildung und deren transformative Wirkung angesehen werden. Die Konferenz bestätigte damit die Relevanz von praxisnahen, kollaborativen Lernformaten für die Zukunft der beruflichen Bildung und deren Beitrag zur Bildungsinnovation. Darüber hinaus wurde die Gelegenheit genutzt, die Vorteile des dualen Ausbildungskonzepts über die Landesgrenzen hinweg zu vermitteln und internationale Netzwerke für CBL-Implementierungen in der Berufsausbildung zu beginnen. Nach der Durchführung der Prototype wurden die Ergebnisse auch bei der Young Researcher Tagung der European Association of Research on Learning and Instruction (EARLI) als Roundtable “Transforming Vocational Learning: Challenge-based Learning for Intrapreneurship” diskutiert. Hier wurden vor allem die Skallierung des Formates sowie mögliche motivationale und strukturelle Hürden vertieft.
Das Team arbeitet weiterhin daran, das Netzwerk weiter auszubauen und neue Partner zu gewinnen. Je vielfältiger die beteiligten Betriebe oder Organisationen, desto stärker können die Erkenntnisse skaliert und für unterschiedliche Branchen und Ausbildungskontexte nutzbar gemacht werden. Langfristig soll ein Lern- und Kooperationsformat entstehen, das flexibel anpassbar ist und sich bundesweit einsetzen lässt. Auch eine internationale Skalierung wird in Kooperation mit dem Collider Format der EuroTeQ Engineering University Alliance angestrebt (EuroTeQ Collider - TUM: Junge Akademie - Junge Akademie). Zudem plant das Projekt die Veröffentlichung praxisorientierter Handreichungen und wissenschaftlicher Auswertungen, um die Erfahrungen nachhaltig in der Berufsbildungslandschaft zu verankern.
Auch weitere StartYOUtopia Lernerlebnisse sind geplant. Wer Interesse hat, sich zu beteiligen – sei es als Unternehmen mit einer Herausforderung, als Ausbilder/in, als Azubi oder als Forschungspartner – ist herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen. StartYOUtopia lebt von Zusammenarbeit, Austausch und gemeinsamen Lernprozessen und freut sich über jede Form der Mitwirkung – auch über die erste Förderphase hinaus. Auf Anfrage teilen wir gerne unsere Erfahrungen und können auch das Workshop Konzept und das Workbook zur Verfügung stellen.
Um sich für neue Perspektiven und Förderphasen bestmöglich auszurichten, nimmt StartYOUtopia zudem an der ersten Kohorte des Catalyst GER Programm teil. Auch nach der Förderphase wollen wir unsere Utopie starten 😊
Sie erreichen uns via Selina Michel selina.michel(at)startyoutopia.de und info(at)startyoutopia.de



