Forschungsmethoden der empirischen Bildungsforschung

Ob Eye-Tracking, Fragebogenstudien, Videoanalysen und Forschungssynthese - Gute empirische Forschung misst sich vor allem auch daran, wie transparent und hochwertig die wissenschaftlichen Methoden sind, mit denen Forschungsfragen bearbeitet werden. An der interdisziplinär ausgerichteten TUM School of Education befassen sich Psycholog*innen, Erziehungswissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen gleichermaßen mit einer großen Bandbreite an qualitativ hochwertigen und innovativen Mess- und Erhebungsverfahren der Bildungsforschung. Eine Auswahl der eingesetzten Methoden finden Sie hier.

Beispiele Forschungsmethoden

Forschungssynthesen & Metaanalysen

Forschungssynthesen sind systematische, das heißt auf wissenschaftlichen Methoden beruhende Verfahren, um Erkenntnisse zu einer bestimmten Fragestellung möglichst vollständig zusammenzufassen. Auf Basis der Ergebnisse aller bisherigen Forschungsbemühungen lassen sich umfassendere, belastbarere und unverzerrtere Aussagen zu bestimmten Forschungsfragen treffen. Durch die zunehmende Produktivität der empirischen Bildungsforschung liegen bereits zu vielen Fragestellungen verschiedene Studien vor, die oft zu unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Ergebnissen kommen.

Die systematische Analyse und statistische Verarbeitung in Metaanalysen ermöglicht es, einerseits aus vielen verschiedenen Befunden die Effektivität von bestimmten Maßnahmen – zum Beispiel im Unterricht – insgesamt zu ermitteln. Andererseits liefern Metaanalysen Erklärungen dafür, warum sich Befunde in einzelnen Studien voneinander unterscheiden. So können sie Bedingungen identifizieren, unter denen eine Maßnahme mehr oder weniger wirksam ist. Metaanalysen  leisten so einen wichtigen Beitrag, über den aktuellen Kenntnisstand der Forschung zu informieren und ermöglichen es leichter als bisher, dieses Wissen zum Beispiel in der Lehrerbildung zu nutzen.

 

Projekte, die Forschungssynthesen erstellen oder aufbereiten:

 


Large-Scale-Studie: PISA

Das unter dem Namen »PISA« besser bekannte »Programme for International Student Assessment« erfasst weltweit Schülerkompetenzen und vergleicht sie international. Seit 2012 übernimmt das Zentrum für Internationale Vergleichsstudien (ZIB) an der TU München das nationale Projektmanagement für PISA.

PISA stellt das Leistungsniveau der Jugendlichen fest, liefert Informationen über Ergebnisse des Lehrens und Lernens in den Schulen und zeigt Entwicklungen im Bildungssystem auf. Das Programm testet die drei Kompetenzbereiche Naturwissenschaft, Lesen und Mathematik von Schülerinnen und Schülern dabei in möglichst authentischen Situationen. Bei der nächsten Erhebung 2021 wird zusätzlich der Bereich »Kreativität« erfasst.

 

Weitere Informationen:

Weitere Forschungsmethoden

Prozessanalysen

Ob Wikipedia, Lernplattformen oder Youtube: Lernen findet immer häufiger online statt. Allerdings wissen wir wenig darüber, was Lernende dabei konkret machen. Um zu untersuchen, wie solche Lernprozesse tatsächlich aussehen, nutzen verschiedene DFG-Forschungsprojekte Methoden aus den Learning Analytics. Dabei werden anhand der erfassten Prozessdaten und unterschiedlichen Mining-Algorithmen Lernprozessmodelle generiert, die typische Lernaktivitäten von Lernenden und deren (zeitlichen) Zusammenhänge darstellen. Anhand dieser Modelle lässt sich besser nachvollziehen, wie Lernen online funktioniert und wie es sich optimieren bzw. fördern lässt.

Relevante Projekte:

 

Eye-Tracking-Verfahren

Kognitive Verarbeitungsprozesse eines Menschen sind nicht direkt messbar und nur schwierig zu entschlüsseln. Mithilfe moderner Blickbewegungsmessungen kann die bisher unergründliche Black-Box des menschlichen Gehirns einen kleinen Spalt geöffnet werden. Da kognitive Auswertungsprozesse unmittelbar bei der visuellen Aufnahme erfolgen, sind Eye-Tracking-Metriken wie die Dauer oder die Anzahl an Fixationen auf ein bestimmtes Objekt gute Indikatioren um den kognitiven Verarbeitungsprozess eines Menschen quantifizierbar zu machen. Der Einsatz von Eye-Tracking in der Bildungsforschung ist daher ein geeignetes Werkzeug, um beispielsweise die Aufmerksamkeitsverteilung von Lehrkräften zu untersuchen.

Relevante Projekte:

 

Videoanalysen

Videoanalysen dienen in verschiedenen Bildungs- und Forschungskontexten als nützliche Methode und Lernmedium zugleich: Videos von Unterrichtsstunden machen es möglich, das komplexe Interaktionsgeschehen zwischen Lehrkraft und SchülerInnen im Unterricht realitätsnah zu dokumentieren. Da Handlungen im Unterricht mithilfe von Videoaufnahmen visualisiert und reflektiert werden können, sind sie gut geeignet, um professionelle Kompetenzen von Lehrkräften zu reflektieren und zu fördern.
In der Lehr-Lernforschung repräsentieren Videoaufnahmen zudem eine wichtige Datengrundlage, um Unterrichtsprozesse systematisch zu analysieren und daraus wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Sie erlauben quantitative und qualitative Auswertungsverfahren, die häufig mithilfe von spezieller Videoanalyse-Software durchgeführt werden.

Relevante Projekte:

 

Evaluationsdesigns

Evaluationsdesigns beschreiben den systematischen Einsatz von wissenschaftlichen Methoden, um zu einer möglichst objektiven Bewertung von Prozessen und Ergebnissen von Maßnahmen im Bildungsbereich zu gelangen. Um die Untersuchung, das Vorgehen und die Ergebnisse nachvollziehbar und überprüfbar zu machen, werden für eine Evaluation unterschiedliche Daten erhoben, methodisch organisiert und systematisch dokumentiert.  Standardverfahren zur Datenerfassung sind Befragungen, Beobachtungen, Tests mit anschließender Datenanalyse. Die Evaluation erfolgt durch den Vergleich der ermittelten Ist-Werte mit vorher explizit festgelegten und begründeten Soll-Werten anhand nachvollziehbarer festgelegter Indikatoren. Sie beschafft nützliche und abgesicherte Informationen, die eine Verbesserung (formative Evaluation) oder eine Bewertung (summative Evaluation) der erhobenen Maßnahme unterstützten.

Relevante Projekte: