Universitäre Angebote

„Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen“ – (BayEUG 2017 Art. 2, Satz 2).

Die Kultusministerkonferenz und die Hochschulrektorenkonferenz postulieren mit ihrer „Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt“ die Notwendigkeit, Lehramtsstudierende aller Schularten auf die Herausforderungen und Chancen durch den Umgang mit Diversität im Unterricht vorzubereiten (KMK 2015).

Dabei ist es unabdingbar, dass sich in Zukunft für eine Professionalisierung der Lehrpersonen auch die Fachwissenschaften, Fachdidaktiken, Sozialwissenschaften und die Sonderpädagogik als übergreifende Disziplin vernetzen (Gebhardt, Kuhl, Wittich, Wember 2018).

Auf Hochschulebene zeigt sich diesbezüglich ein gemischtes Bild. Etwa ein Viertel aller befragten Universitäten in Deutschland gibt an, verpflichtende inklusionsorientierte Lehrveranstaltungen nicht anzubieten oder zu planen. Dagegen implementiert ein weiteres Viertel der befragten Universitäten für alle angebotenen Lehramtstypen Lehrveranstaltungen zum Thema Inklusion. Etwa die Hälfte der Universitäten bietet für bestimmte Lehrämter Lehrveranstaltungen an oder ist bereits in der Planungsphase (Bertelsmann Stiftung 2015). Die TUM School of Education setzt diesen Auftrag bereits seit 2014 im Rahmen von Wahlpflichtmodulen und Ansätzen für den individuellen Umgang mit Heterogenität in den Erziehungswissenschaften um.

Ziel einer inklusionsorientierten Lehrerbildung an der TUM School of Education ist die Verankerung inklusiver Pädagogik in den Lehrämtern der gymnasialen und beruflichen Bildung. Es werden neue Lehrveranstaltungen entwickelt und bereits bestehende Seminare konzeptionell ergänzt. Dies geschieht sowohl durch eine Analyse und Implementation inklusionsspezifischer Anliegen in laufenden fachdidaktischen und sozialwissenschaftlichen Veranstaltungen (immanent), als auch durch gezielte punktuelle Einheiten im Rahmen von Grundlagenmodulen der Lehramtsstudiengänge.

 

Literatur:

  • Bayerische Staatskanzlei (2017): Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen. BayEUG.
  • Bertelsmann Stiftung; Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH; Deutsche Telekom Stiftung; Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. (Hg.) (2015): Monitor Lehrerbildung. Inklusion. Vertiefende Daten.
  • Gebhardt, Markus; Kuhl, Jan; Wittich, Claudia; Wember, Franz B. (2018 im Druck): Inklusives Modell in der Lehramtsausbildung nach den Anforderungen der UN-BRK. In: Hußmann, Stephan, Welzel, Barbara (Hg.): Dortmunder Profil für inklusionsorientierte Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Münster: Waxmann.
  • Kultusministerkonferenz; Hochschulrektorenkonferenz (2015): Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt. Gemeinsame Empfehlungen von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.03.2015/ Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz vom 18.03.2015. Hg. v. Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz.

 

Der Schulversuch Inklusive Berufliche Bildung (IBB) der Stiftung Bildungspakt Bayern 2016 zeigt, dass Lehrkräfte für didaktisch-methodische, aber auch spezifisch pädagogische Förderung zu qualifizieren sind (Stein, Kranert, Wagner 2016). Mit der Lehrveranstaltung „Basiswissen Inklusion“ die bereits seit dem Wintersemester 2018 verpflichtend für alle Studienanfänger des Lehramts Berufliche Bildung eingeführt wurde, startet inklusionsorientierte Lehrerbildung an der TU München bereits in der Bachelorphase. Alle angehenden beruflichen Lehrkräfte erwerben wesentliche Kompetenzen, um ein "inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen" (UN-BRK 2006, Art. 24) zu realisieren.

Inhaltlich setzen sich die Studierenden mit grundsätzlichen Fragen praxisrelevanter Aspekte im Hinblick auf Inklusion auseinander. Zentrale Themen sind Haltungen, Einstellungen und Interdisziplinarität, die eine wesentliche Rolle spielen für eine „gelingende Implementation inklusiven Unterrichts“ (Kullmann, Lütje-Klose, Textor, Berard, Schitow 2014). Darüber hinaus erwerben sie Kenntnisse über die Heterogenität von Schülerinnen und Schülern und deren mögliche Hintergründe und benennen Herausforderungen und Chancen von Diversität im Unterricht. Inklusionskonzepte verschiedener Schulen und Schularten werden beleuchtet, um in einem weiteren Schritt das erworbene Wissen in den unterschiedlichen Praktika (TUMpaedagogicum) anzuwenden und zu vertiefen. Dieser Theorie-Praxis-Bezug unterliegt einer steten Begleitung durch die abgeordnete Lehrkraft für Sonderpädagogik in den jeweiligen Seminaren.

 

Literatur:

  • Stein, R., Kranert, H.-W. & Wagner, S.: Inklusion an beruflichen Schulen. Ergebnisse eines Modellversuchs in Bayern. wbv Verlag. Bielefeld 2016
  • Kullmann H., Lütje-Klose B., Textor A., Berard J., Schitow K.: Inklusiver Unterricht – (Auch) eine Frage der Einstellung! Eine Interviewstudie über Einstellungen und Bereitschaften von Lehrkräften und Schulleitungen zur Inklusion. In: Schulpädagogik Heute (Hg.). Heft 10. Prolog-Verlag 2014
  • Vereinte Nationen (VN-BRK) (2008): Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie zu dem Fakultativprotokoll vom 13. Dezember 2006 zum Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008 Teil II Nr. 35. Online verfügbar unter www.bundesgesetzblatt.de.

 

Inklusion als Aufgabe des Gymnasiums und deren Umsetzung ist noch nicht hinreichend erforscht. Dennoch besteht die Notwendigkeit, auch Studierende der Naturwissenschaftlichen Bildung für inklusionsorientierten Unterricht zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Diversität an den Schulen bedeutet für die angehenden Lehrkräfte, professionelle Kompetenzen im Themenfeld der Heterogenität erworben zu haben. Das schließt ebenso den Umgang mit Fragen der Hochbegabtenförderung mit ein (KMK 2015; BayStMUK).

Im Seminar „Einführung in die Gymnasialpädagogik“, sowie „Schulentwicklung und Beratung“ finden Lehrveranstaltungen statt, die gezielt auf das Thema Inklusion eingehen. Dabei erwerben die Studierenden einen Einblick in inklusionsorientierten Unterricht vor dem Hintergrund der gesetzlichen Grundlagen. Die Relevanz des Themas wird anhand von Beispielen aus der Praxis beleuchtet. Ergänzend dazu fokussieren die Studierenden den Blick auf sonderpädagogischen Förderbedarf an den jeweiligen Schulen im Praktikum.

 

Literatur:

  • Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (BayStMUK) (Hg.): Hochbegabung: Chance und Herausforderung. Online verfügbar unter: https://www.km.bayern.de/eltern/lernen/hochbegabung.html
  • Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) (Hg.): Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 11.06.2015)