News

Berufseinstieg von Lehrkräften – Motivationshoch oder Realitätsschock?

News |

Das erste Mal in der Schule unterrichten – die Vorfreude, das Gelernte endlich in die Tat umsetzen zu können. Schon während dem Studium wächst bei vielen Lehramtsstudierenden die Sehnsucht nach diesem Moment. Doch wie lange hält diese Phase der Euphorie an? Die jüngst veröffentlichte Studie von Anna Hartl und Prof. Doris Holzberger zeigt, dass sich die Motivation von Lehrkräften nach dem Berufseinstieg verändert.

Rothaarige junge Lehrerin an der weißen Tafel, in der sich ihr Bild spiegelt
Bild: Unsplash/ThisisEngineering

Bin ich als Lehrkraft in der Lage, schwierige Situationen in meinem Unterricht zu meistern? Wie sehr kann ich mich für das Unterrichten der Klasse begeistern? Selbstwirksamkeit und Enthusiasmus sind essentiell für die Motivation von Lehrkräften. Inwiefern sie sich bei Lehrkräften anhand dieser beiden Größen verändert haben Anna Hartl und Prof. Doris Holzberger in ihrer jüngst veröffentlichten Studie in den Blick genommen, an der 662 angehende Lehrkräfte vom Ende des Vorbereitungsdiensts bis zwei Jahre nach Berufseintritt teilnahmen.

Gegen Ende des Vorbereitungsdiensts, so die Ergebnisse der Studie, sind die angehenden Lehrkräfte unterschiedlich stark motiviert. Etwa zwei Drittel der Referendar*innen sind demnach mit Blick auf Selbstwirksamkeit und Enthusiasmus hoch motiviert, ein kleinerer Teil mittelmäßig und kaum ein*e Referendar*in wenig motiviert. Zwei Jahre nach dem Berufseinstieg sind solch große Unterschiede dagegen nicht festzustellen und die Motivation pendelt sich insgesamt auf einem Mittel ein.

Weicht die anfängliche Euphorie von angehenden Lehrkräften also einem demotivierenden Berufsalltag? – So verallgemeinern lässt sich das nicht.

Die Studienergebnisse belegen vielmehr, dass sich die Lehrkräfte vom Ende des Vorbereitungsdiensts an bis zwei Jahre nach Berufseinstieg weiterentwickeln: So gehen zwar die Selbstwirksamkeit bezüglich der Klassenführung sowie der Enthusiasmus für das Unterrichten zurück. Jedoch steigt der Enthusiasmus für das eigene Fach im Laufe der Zeit. Dabei scheint die Unterstützung durch Kolleg*innen in Sachen Motivation kaum eine Rolle zu spielen. Grundsätzlich zeigt sich auch, dass angehende Lehrkräfte über einen hohen Grad an allgemeiner Selbstwirksamkeit verfügen, z. B. hinsichtlich innovativer Lehrmethoden.

Junge Lehrkräfte der Studie scheinen sich also in der Regel im Zuge ihres Berufseinstiegs gut an ihre neuen Herausforderungen anzupassen und ihre Motivation nach Ende des Vorbereitungsdiensts nicht zu verlieren. Ein „Realitätsschock“ scheint in Sachen Motivation auszubleiben.

Zum wissenschaftlichen Artikel „Identifying teachers’ motivational profiles and their changes from teacher education into practice: A longitudinal study“.