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Feedback- und Fehlerkultur im Unterricht – Wie profitieren Schüler*innen?
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Unterstützung durch Lehrkräfte gilt als wichtiger Schlüssel zum Lernerfolg von Schüler*innen. Zudem treten Feedback-Situationen sehr häufig im Unterricht auf. Lässt sich Fehlerkultur und Feedback im Unterricht also gezielt einsetzen, um die Beteiligung und Leistung von Schüler*innen zu stärken? Simon Munk hat für seine Doktorarbeit einen genauen Blick auf die Funktion von Feedback-Prozessen im Unterricht geworfen. „Ein wertschätzender Umgang mit Fehlern und eine gute Feedbackkultur im Unterricht sind immer ein Gewinn“, sagt Munk. „Feedback im Unterricht zu geben ist für Lehrkräfte Alltag. Deshalb lohnt es sich, diese Prozesse besser zu verstehen.“ Mit seinen Studien möchte Munk die Bedeutung von Fehlerkultur und Feedback im Unterricht beleuchten und Impulse für den Unterricht geben.
Lesen leicht gemacht durch Feedback?
Feedback fördert die Lesekompetenz von Schüler*innen nur bedingt. Warum ist das so? Und wirkt Feedback unterschiedlich je nach Leistungsniveau, Land oder Mehr- und Einsprachigkeit? Um diese Zusammenhänge genauer zu beleuchten, hat Simon Munk die verschiedenen Schüler*innengruppen genauer unter die Lupe genommen und Daten von über einer halben Million Schüler*innen aus rund 75 Ländern ausgewertet. Während Mehr- oder Einsprachigkeit keinen Einfluss auf die Auswirkung von Feedback auf die Lesekompetenz hat, geht die Wirkung je nach Land stark auseinander. Zurückzuführen sei das wohl auf kulturelle, aber auch Unterschiede in der Ausbildung von Lehrkräften. Beim Blick auf das Kompetenzlevel von Schüler*innen zeigt sich: Feedback konzentriert sich stark auf leistungsstarke und leistungsschwächere Schüler*innen, während Schüler*innen aus dem Mittelfeld und mit sehr geringer Lesekompetenz generell weniger Feedback erhalten. Das mag allerdings auch an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler*innen liegen und ist nicht grundsätzlich negativ zu sehen. Schlussendlich zeigt Munk: Ob sich Feedback positiv auf die Lesekompetenz von Schüler*innen auswirkt, ist vor allem eine individuelle Sache.
Positiv mit Fehlern umgehen – davon profitiert die ganze Klasse
Dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund im Gegensatz zu ihren Mitschüler*innen ohne Migrationshintergrund niedrigere Leistungsniveaus aufweisen, haben bereits viele Studien gezeigt. Ein Ansatz, um die Leistungsniveaus anzugleichen, setzt auf gleiche Beteiligung im Unterricht. In seiner zweiten Studie geht Simon Munk der Frage nach, ob eine positive Fehlerkultur im Klassenzimmer die Beteiligung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund stärken kann. Dabei legt die Studie das Augenmerk auf den Deutsch- und Mathematikunterricht. Die Erkenntnis: Während beim Mathematikunterricht ein Effekt ausbleibt, erhöht sich die Beteiligung im Deutschunterricht, wenn Lehrkräfte auf Fehler positiv reagieren und so Unterstützung zeigen. Ob Schüler*innen einen Migrationshintergrund haben oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Setzen Lehrkräfte auf eine positive Fehlerkultur, zahlt sich das also für die ganze Klasse aus.
Simon Munks Dissertation gibt einen tieferen Einblick in Feedback-Prozesse im Unterricht und gewinnt damit wichtige Erkenntnisse für den Unterrichtsalltag. Dabei zeichnet sich ab, dass individuelle Merkmale der Lernenden nur wenig Einfluss auf die Wirkung von Feedback haben. Vielmehr sind es der fachliche Kontext und das jeweilige Land, die die Wirkung von Rückmeldungen im Klassenzimmer bestimmen. Munks Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven, wie sich Fehlerkultur und Feedback gezielt und wirkungsvoll einsetzen lassen – immer mit Blick auf die unterschiedlichen Kontextbedingungen vor Ort.
Wissenschaftliche Artikel
*Munk, S., Holzberger, D., Böheim, R., & Seidel, T. (2025). Supportive teachers, active students: Is teacher support a promising key to engaging students with and without migration backgrounds? Frontiers in Education, 9, 1347749. https://doi.org/10.3389/feduc.2024.1347749
*Munk, S., Ziernwald, L., Heine, J.‑H., & Holzberger, D. (2024). How generalizable is the relationship between feedback and reading literacy across different competence levels, multilingual learners, and countries? A meta-analytic approach. International Journal of Educational Research Open, 7, 100382. https://doi.org/10.1016/j.ijedro.2024.100382